Geschichte des KSCV

(Schimmerbuch S.7; Kösener Handbuch S. 53)

Die ersten Bestrebungen zu einem Zusammenschluß mehrer SC zu einem Verband gingen 1818 vom Erlanger SC aus. Notwendig geworden war dies durch die Gründung der Burschenschaft im Jahre 1815, die wegen ihres Führungsanspruches, ihrer Bestrebungen, zugunsten einer einheitlichen, gleichgeschalteten Burschenschaft die Einzelverbindungen abzuschaffen und so den Landsmannschaften/Corps ihre Individualität und Identität zu nehmen, als "gemeinsamer Feind" angesehen wurde.

Der Vorschlag wurde jedoch zunächst nur von den SC zu Jena, Leipzig und Halle, als Folge einer Auseinandersetzung des SC zu Jena mit der dortigen Burschenschaft, 1821 aufgenommen. Der Zweck des Zusammenschlusses war klar definiert: "Die Landsmannschaften versprechen sich als solche gegenseitige Freundschaft und Unterstützung bei ihren Handlungen gegen ihren gemeinsamen Feind, die Burschenschaft, als auch in anderen Kommentsachen, sofern dies örtliche und andere Verhältnisse erlauben. Für immer sind Verbindungen von burschenschaftlichen Gesinnungen und Zwecken vom allgemeinen Seniorenconvent ausgeschlossen". Obwohl Halle 1838 austrat, hielt der Verband bis 1842.

Im Vorfeld der Revolution von 1848 ergriff die Progreßbewegung auch die Studentenschaft und drohte somit wiederum, die Corps in ihrer Identität zu verändern. Daher veranlasste der Heidelberger SC auf Antrag des Seniors Vandaliae, von Klinggräff, im Jahre 1848 eine Tagung aller SC in Jena, um die "zur Wahrung und Hebung des landsmannschaftlichen Interesses nötigen Maßregeln gemeinsam zu besprechen" und um einen allgemeinen Corpscomment auszuarbeiten (Jena war damals - anders als heute - die liberalste Universität. Während an anderen Universitäten Verbindungen generell verboten waren, wurde den Corps/Landsmannschaften in Jena für den Kongress die Aula der Universität zur Verfügung gestellt (vgl. "Und in Jene lebt sich´s bene", Kommersbuch S. 324). Wichtigste Anliegen des Heidelberger SC waren dabei:

• Ausschluß politischer Zwecke und Tendenzen, zur Abgrenzung von der Burschenschaft,

• Unterwerfung der Verbindungen unter den SC und den Comment,

• Pflege des studentischen Duells (Die Bestimmungsmensur war noch unbekannt).

• Jährliche Treffen in Bad Kösen

Außer Heidelberg nahmen an der Tagung Jena, Leipzig, Halle, Greifswald, Berlin, Erlangen, Gießen, Breslau, Göttingen und Freiburg teil, die die Vorschläge aus Heidelberg billigten. Der Begriff des Corps wurde wie folgt definiert:

"Die Corps sind brüderliche Vereinigungen von Studenten, die ohne Rücksicht auf eine für alle bindende politische bestimmte Richtung auf Grundlage einer besonderen Konstitution den allgemeinen Zweck haben, den von dem allgemeinen SC aufgestellten Komment und das deutsche Studentenwesen in seiner Eigentümlichkeit aufrechtzuerhalten."

Desweiteren wurde der

• Austausch von Meldungen

vereinbart. Daher gilt das Jahr 1848 als das Gründungsjahr des HKSCV. Damit war der Anfang eines Zusammenschlusses gemacht und bis 1851 fanden weitere Zusammenkünfte statt.

Nachdem der Progreß abgeflaut war, schwand auch das Interesse an den Tagungen, bis Göttingen 1855 erneut einen Congress einberief. Hierbei schlossen sich Gießen, Göttingen, Jena, Leipzig, Halle, Heidelberg und Marburg organisatorisch fester zusammen. Die genannten SC verpflichteten sich

• gefasste Beschlüsse zu beachten,

• Meldungen auszutauschen,

• eine zwingende Schiedsgerichtsbarkeit anzuerkennen

• unbedingte Satisfaktion zu gewähren.

Noch im gleichen Jahr schlossen sich Berlin, Breslau, Freiburg und Greifswald an. In den nächsten Jahren folgten die übrigen SC aus dem Gebiet des Deutschen Reiches , zuletzt die bayerischen sowie die Corps in der Schweiz. Daß die österreichischen Corps sich erst nach dem ersten Weltkrieg anschlossen, hängt damit zusammen, daß 1871 die Einheit des deutschen Reiches unter Ausschluß von Österreich hergestellt wurde, das sich schon unter Metternich mehr für Ungarn und seine Gebiete auf dem Balkan interessierte als für eine Reichseinheit unter sprachlichen und kulturellen Gesichtspunkten.

In der Gründerzeit des Deutschen Reiches, in der auch die Kreispolitik entstand, gerieten die Corps durch auswuchernde Bürokratie, übertriebene Repräsentation, eine ins formalistische verzerrte Kommentauslegung und unmäßige PP-Forderungen in finanzielle und organisatorische Schwierigkeiten, die die Existenz vieler Corps ernsthaft gefährdeten.

Dies veranlasste den Intendanturrat Zander, 4.000 Unterschriften Alter Herren (darunter Otto von Bismarck Hannoverae und Kronprinz Wilhelm von Preussen Borussiae Bonn, des späteren Kaisers Wilhelm II) zu sammeln und so dem oKC von 1881 deren Mißbilligung dieser Zustände zu beurkunden. Ursprünglich nämlich bestand nach der Aktivität unter den Alten Herren, wenn überhaupt, nur eine relativ lose Verbindung, die sich in gelegentlicher gemeinsamer Teilnahme an Kommersen und vaterländischer Gedenktagen erschöpfte.

Zander legte 1881 er dem Kösener Congreß einen Plan vor, worin eine Zusammenfassung aller Alten Herrren angestrebt wurde. Er glaubte, nur so könne man der Idee des Corpsstudententums zu weiterer Verbreitung verhelfen und eventuellen Auswüchsen innerhalb der Corps wirksam begegnen. Vorerst wurde jedoch nichts aus dem Plan. Erst 1887 griff der Herausgeber der "Akademischen Monatsschrift", Dr. von Salwisberg, die Idee Zanders auf. Er arbeitete einen Plan für die Gründung des VAC aus, mit dem er letztendlich Erfolg hatte. Unter dem Vorsitz Dr. von Mildners trat 1888 die konstituierende Versammlung zusammen.

In den vielen Kongressen, die im Laufe der Zeit abgehalten wurden, kristallisierte sich die Bedeutung des VAC heraus: in erster Linie fördert er die jungen Aktiven, wobei er sich um die Erhaltung der corpsstudentischen Traditionen besonders verdient gemacht hat. Auch der Denkmalspflege nahm sich der VAC an;so wurde im Jahre 1896 von ihm auf der Rudelsburg ein Denkmal zu Ehren Otto von Bismarcks (Hannovera Göttingen) gestiftet.

So wurde die Abstellung wesentlicher Mißstände erreicht und zudem das Interesse der Alten Herren, die bisher mit Beendigung ihres Studiums ihr Corps wieder verließen, geweckt. Die Gründung der AHV, der AHSC und des VAC geht somit auf die "Zandersche Bewegung" zurück.

Nach dem ersten Weltkrieg ruhte die Tätigkeit des HKSCV. Danach schlossen sich ihm aber die österreichischen SC und einige neue SC an.

Bis 1933 war es dem Verband gelungen, sich einigermaßen erfolgreich den zunehmenden nationalsozialistische Strömungen zu widersetzen. So trennte er sich z.B. 1932 von dem schon stark nationalsozialistisch beeinflußten Allgemeinen deutschen Waffenring, einzelne SC warnten eindringlich vor dem Eindringen politischer Tendenzen in die Corps (Heidelberger Entschließung, Freiburger Promemoria). Die Notwendigkeit solcher Entschließungen zeigt aber auch, daß nationalsozialistische Ideen auch in der corpsporierten Studentenschaft nicht unbeachtet blieben. 1933 schließlich wurden diese Differenzen zwangsläufig beendet, der HKSCV mußte nach der Machtergreifung das Führerprinzip anerkennen. 1934 wurden fünf Corps aus dem Verband ausgestoßen, da sie sich nicht von ihren "nichtarisch versippten" Corpsbrüdern trennen wollten (darunter auch Borussia Halle). Mit solchen und ähnlichen Maßnahmen wurde die Auflösung der Corps (1935) und des VAC (1938) vorangetrieben. Damit hatten die Nazis die älteste Form der Demokratie auf deutschem Boden vernichtet. An die Stelle der althergebrachten Verbindungen traten gleichgeschaltete "Kameradschaften", Nassovia und andere Corps des Würzburger SC bildeten z.B. die Kameradschaft Albrecht der Bär, Normannia benannta sich aus naheliegenden Gründen nach Horst Wessel, Hubertia Freiburg nach Hermann Löns. Der corpsstudentische Gedanke wurde jedoch - soweit möglich - unter dem Deckmantel der Kameradschaften weiter gepflegt. So wurde noch 1944 (!) beschlossen, die Tagungen in Bad Kösen wieder aufzunehmen, wozu es jedoch nicht mehr kam.

Nach Kriegsende fanden sich wieder Studenten in corporationsähnlichen Gruppen zusammen, was 1950 zur Rekonstitution des VAC und 1951 zu der des KSCV führte. Die erste Kösener Tagung fand 1952 auf Einladung des Weinheimer SC auf der Wachenburg bei Weinheim statt, die Rudelsburg stand nicht mehr zur Debatte, da dort die Nationalsozialisten durch ähnlich unliberale und intolerante Kommunisten abgelöst worden waren. Seit 1953 tagt der KSCV jährlich in Würzburg.

1955 schlossen KSCV und WSC einen Kartellvertrag, der es den Mitgliedern der Verbände gestattet, bei Corps des jeweils anderen Verbandes aktiv zu werden und zur Zusammenarbeit vor allem bei der Nachwuchswerbung und der Informationspolitik führte.

1991 fand die erste Arbeitstagung des KSCV seit dem Kriege in Bad Kösen statt, der Kommers wurde auf der Rudelsburg gefeiert. Seit 1994 tagt hier wieder der Kösener Congress.